Geschichte

Stadt Groß-E rotkl

Wann die erste Kirche gebaut wurde, wissen wir nicht. Die erste Urkunde, in der eine Kirche in Groß-Enzersdorf erwähnt wurde, stammt aus dem Jahr 1202/1203. In dieser Urkunde wurde von einer „Capella“ gesprochen, das bedeutet, dass es sich um eine kleine Kirche handelte, die wahrscheinlich aus Holz gebaut war.
Der älteste – romanische – Teil, der noch heute erhalten ist, befindet sich im Untergeschoß des Turmes neben der Sakristei. Die Rippen der Wölbung lassen als Entstehungszeit das erste Drittel des 13. Jh. erkennen. Aus dieser Zeit stammen die beiden Untergeschoße des Turmes und das heutige Mittelschiff der Kirche. Wobei man beim Mittelschiff eine eigenartige Konzeption findet. Bei der ursprünglich einschiffigen Kirche wurde bereits an eine Vergrößerung gedacht: man baute an der Längsseite bereits Arkaden hinein, die mit Mauerwerk aufgefüllt wurden. Diese Konzeption findet sich auch in Probstdorf, die Kirche stammt aus der gleichen Zeit; währen aber diese nie vergrößert wurde, erfolgte der Umbau in Groß-Enzersdorf auf eine dreischiffige Kirche bereits Ende des 13. Jh. im frühgotischen Stil. Dabei wurde auch das Portal an der Westseite gebaut. Aus dieser Zeit findet sich auch ein Dokument, nämlich ein Prozeßakt zwischen Freising und Passau, in dem es um die Einsetzung eines Dechanten in Probsdorf ging; dabei wurde der Pfarrer LEOPOLD von Groß-Enzersdorf als Zeuge geladen.

Ende des 14. Jh., in der Epoche, in der auch die Stadtmauer geschaffen wurde, wurde dann der mächtige hochgotische Chor gebaut. Zur gleichen Zeit wurde auch eine Kirche in Freising gebaut; es ist anzunehmen, daß der Stiftsbaumeister von Freising unter dem Bischof Berthold von Wehingen auch bei uns tätig war. Wegen der Höhe des Chores war wieder etwas erforderlich: der romanische Turm war zu niedrig – also hat man ihn um zwei weitere Geschoße aufgestockt. Dabei ging auch das ursprünglich wehrturmartige Aussehen verloren. In alten Zeichnungen sind ja oft die Zinnen zu sehen; auch die Stellung des Turmes an der Nordostseite erklärt sich daraus: aus dieser Richtung war der Feind, die Slawen und Ungarn, zu erwarten.

Aus einer Stiftung von 1495/1496 geht hervor, daß der Pfarrer beim „Cronari“ einen Psalm singen soll; daraus kann geschlossen werden, daß es neben der Kirche auch ein Baptisterium, eine Taufkapelle gab. Ein Teil der Bevölkerung, der noch heidnisch war, durften ja nicht in die Kirche und wurde in der Taufkapelle unterrichtet und getauft. Später war sie nicht mehr erforderlich und wurde zu einem Karner umfunktioniert; dies wurde erforderlich, da der Friedhof, der bei der Kirche war, schon überfüllt war.

Zur Zeit des Konzils von Trient wurden durch Pfarrer LEITNER (1614-1619) eine Reihe von Modernisierungen durchgeführt: die Lettnerwand, die früher den Priesterraum und das Langhaus trennte, wurde entfernt. In der wahrscheinlich durch Brand arg beschädigten Kirche wurden die Gewölbe der Seitenschiffe wiederhergestellt, der Chor wurde geweißigt, dabei die vorhandenen Fresken übermalt.

1730 gab es in Groß-Enzersdorf einen gewaltigen Brand. Die Wölbung des Mittelschiffes erfolgte erst nach 1730 an Stelle der Holzdecke. Man wußte, daß die Architektur der Vergangenheit zu schwach war und setzte deshalb innen vor die romanischen Pfeiler weitere barocke Pfeiler hinein. Bei der Neugestaltung der Kirche wurde auch eine Johannes-Kapelle hinzugefügt. Johannes von Nepomuk war erst kurz vorher heilig gesprochen worden.

Im zweiten Drittel des 18. Jh. entstand auch der mächtige barocke Hochaltar, in den ins Zentrum die Muttergottes eingebettet wurde.

1817 wurde eine neue Turmkrönung verfertigt, nachdem das alte Zwiebeldach abgetragen werden mußte.